Bis zu 22% aller Frauen weltweit sind von PCOS (Polyzystisches Ovar-Syndrom) betroffen. Ca. 70% davon bleiben ohne Diagnose und Therapie (1, 2).
Die Symptome der Erkrankung sind vielfältig und die Ausprägungen haben ein breites Spektrum. Die Diagnose erfolgt anhand der Rotterdam ESHRE/ASRM-Kriterien. Hier müssen 2 von 3 Merkmalen zutreffen wie z.B. eine unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation, ein erhöhter Androgenspiegel (Testosteron) im Blut oft einhergehend mit übermäßigem Wachstum von dicken oder dunklen Haaren (Hirsutismus) sowie ovarielle Zysten (kleine Bläschen im Eierstock) (3).
Häufig sind es Zyklusstörungen, eine Gewichtszunahme oder ein unerfüllter Kinderwunsch, die die Patientinnen dazu bringt, eine Ärztin/ einen Arzt aufzusuchen (1).
Die Behandlung richtet sich nach den Bedürfnissen der Betroffenen, wobei die Basistherapie immer eine Lebensstil-Intervention darstellt. Neben Bewegung und Sport kann eine gezielte ernährungsmedizinische Therapie das hormonelle Gleichgewicht fördern und eine Insulinresistenz durch eine kohlenhydratmodifizierte Ernährung stark verbessern. Weitere Therapiemöglichkeiten wären medikamentöse und hormonelle Therapeutika sowie chirurgische Eingriffe (1,4).
Was ist eine Insulinresistenz und warum kommt es bei PCOS dazu?
Insulin ist ein Hormon der Bauchspeicheldrüse und hat die Aufgabe, die zirkulierenden Nährstoffe im Blut zu regulieren. Konsumiert man Kohlenhydrate, steigt der Blutzucker an. Daraufhin wird Insulin ins Blut freigesetzt und der Transport des Zuckers in die Zelle wird ermöglicht. Liegt eine Insulinresistenz vor, stellt sich die Körperzelle stur und reagiert nicht mehr ausreichend auf den Botenstoff Insulin (Insulinsensitivität sinkt). Die Bauchspeicheldrüse produziert darauf hin vermehrt Insulin (Hyperinsulinämie). Dies erhöht zusätzlich die Freisetzung der Androgene (Testosteron) im Eierstock und der Nebenniere (1).
Neben der Ernährung ist zu beachten, dass unzureichender Schlaf oder vermehrter Stress, die Insulinsensitivität ebenfalls reduziert (5). Daher ist ein ganzheitlicher Ansatz von großer Bedeutung. Diaetolog*innen können dir dabei helfen, Gewohnheiten langfristig zu verändern und somit deine Ziele zu erreichen.
Hinweis: Die Insulinresistenz ist nicht die Ursache für das Entstehen des PCOS, da sie (fast) ausschließlich bei PCOS-Phänotypen mit einem Hyperandrogenismus (erhöhtesTestosteron) auftritt. Es gibt viele Patientinnen, die keine Anzeichen einer Insulinresistenz aufweisen (1).
Quellenangaben und Literaturhinweise
(1) Borzan, V., Mayr, A. & Obermayer-Pietsch, B. Das polyzystische Ovar-Syndrom – Entstehung, Behandlung und neue Erkenntnisse. J. Klin. Endokrinol. Stoffw. 14, 81–87 (2021). https://doi.org/10.1007/s41969-021-00135-y
(2) Tomlinson, J. A., Pinkney, J. H., Evans, P., Millward, A., & Stenhouse, E. (2013). Screening for diabetes and cardiometabolic disease in women with polycystic ovary syndrome. The British Journal of Diabetes & Vascular Disease, 13(3), 115–123. doi:10.1177/1474651413495571
(3) The Rotterdam ESHRE/ASRM-Sponsored consensus workshop group. Revised 2003 consensus on diagnostic criteria and long-term health risks related to polycystic ovary syndrome (PCOS). Hum Reprod 2004; 19: 41–7
(4) Lerchbaum, E., Schwetz, V., Giuliani, A., & Obermayer-Pietsch, B. (2014). Influence of a positive family history of both type 2 diabetes and PCOS on metabolic and endocrine parameters in a large cohort of PCOS women. European journal of endocrinology, 170(5), 727–739. https://doi.org/10.1530/EJE-13-1035
(5) Nina Sondrup,Anne-Ditte Termannsen,Jane N. Eriksen,Mads F. Hjorth,Kristine Færch,Lars Klingenberg,Jonas S. Quist: Effects of sleep manipulation on markers of insulin sensitivity: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials; Sleep Medicine Reviews 62 (2022)